Alivana Phantai – Mutter Natur

Schon lange bevor die ersten Namensgeber Kenderras erwacht waren, standen die Wälder und Wiesen Kilabnesties in voller Blüte und die Erstgeborenen wandelten in Haripheas Licht. Kilabnestie, die Wiege der Schöpfung Alivana Phantais, so sagt man.
Als Carpia sich aus dem Weltenmeer erhoben hatte und mit Flora und Fauna gesegnet worden war, schuf Alivana Phantai im Herzen Kilabnesties die Erstgeborenen. Sie waren den Blentaris selbst nachempfunden, anmutig schön, unsterblich und weise und sollten als ihre ausgewählten Vertreter die Geschicke Carpias lenken und die Weisheit bewahren, während die Blentaris sich anderen Aufgaben zuwandten.
Es vergingen Jahrzehnte und Jahrhunderte in denen die Erstgeboreren die Flora und Fauna und die magischen Ströme Carpias beobachteten, analysierten und das Wissen niederschrieben und auf die Rückkehr der Blentaris warteten. Doch die Blentaris kehrten nicht zurück.
Unmut kam unter den Erstgeborenen auf und einige begannen die Blentaris und die Aufgabe, die ihnen gegeben worden war in Frage zu stellen, Zu diesen gesellten sich bald weitere und es dauerte nicht lange bis die Aufgabe der Blentaris nicht mehr fortgeführt wurde. Die Erstgeborenen begannen mit der ihnen innewohnenden Macht und der vorhandenen Magie Carpias zu experimentieren und schon bald brach auch Streit zwischen ihnen selbst aus. Durch die Streitigkeiten wurden ganze Landstriche zerstört und Carpia, das Werk der Blentaris, in Mittleidenschaft gezogen.
Als die Blentaris zurückkehrten und sahen, was die Erstgeborenen aus Carpia gemacht hatten, wurden sie zornig und nahmen ihnen das Leben und alle Werke der Weisheit, die sich zusammengetragen hatten. Nie wieder sollte so etwas mit ihrer Schöpfung geschehen und kein Lebewesen sollte von nun an mehr den Blentaris ebenbürtig sein. Und so schufen sie Carpia von Neuem, doch sie begrenzten die magischen Ströme und somit die Macht, die ihre zukünftigen Schöpfungen erlangen konnten.
Einen neuen Versuch will ich wagen, doch sollen es dieses mal keine Vertreter für uns sein“, sprach Alivana Phantai zu den Blentaris, „Wir werden zukünftig selbst die Geschicke Carpias lenken und uns nicht mehr von ihr abwenden.
So begann Alivana Phantai erneut und erschuf für die neuen Wesen Körper aus dem reinen Licht Haripheas, anmutig und schön und gab ihnen Leben. Und als die Wesen zu leben begannen und die Blentaris erblickten, sprach Alivana Phantai zu ihnen: „Ihr seid unsere ersten Kinder, das Volk der Elfen. Wir werden euch Weisheit leeren und wie man diese bewahrt. Doch wisset, niemand ist weiser und mächtiger als wir und niemand außer uns, darf über die Schöpfung und deren Geschicke entscheiden. Daher lernt die Schöpfung zu schätzen und zu behüten und so wird euch die Ehre zu Teil nach 150 Sommern wieder zu dem Licht, aus dem ihr stammt, zurückzukehren. Schadet ihr der Schöpfung, werdet ihr in die Dunkelheit des Abgrunds verbannt.
Die Elfen neigten ehrfürchtig ihr Haupt vor Alivana Phantai und einer von ihnen trat hervor und sprach: „Hohe Herrin, wir wollen euer Geschenk der Weisheit annehmen und eure Schöpfung zu schätzen wissen.
So sei es“, erwiderte Alivana Phantai, „und dies wird euer Land sein: Kilabnestie.

– „Die Geschichte der Erstgeborenen“ und „Die Schöpfung der Elfen“ – aus dem Buch der Schöpfung, Verfasser unbekannt

Der Glaube an Alivana Phantai ist insbesondere unter Elfen stark verbreitet. Diese verehren sie als Göttin der Schöpfung und der Natur. Die meisten Elfen glauben, dass sie nach dem Schöpfungsmythos von Alivana Phantai aus dem reinen “Licht der Schöpfung” selbst geschaffen worden sind und wieder in dieses zurück kehren werden, so sie ein gutes (und Alivana gefälliges) Leben führen.
Für einen Gläubigen bedeutet dies, dass das Leben und die Natur selbst in ihren positiven “Ordnungsaspekten“ zu ehren und zu schützen sind. Das Chaos und die Zerstörung, meist in Form von Alivanas direktem Wiedersacher Envlash, dem Herrn des Mordes, gilt es zu bekämpfen und zurück zu drängen, bzw. zu reinigen. Wenn ein Elf sich diesem Leben weiht oder sich zumindest nichts gegenteiliges zu Schulden kommen lässt, hat er eine große Chance, am Ende seiner Zeit von Alivana wieder im Licht der Schöpfung aufgenommen zu werden.
Tempel oder Kirchen Alivanas sucht man insbesondere in Kendarra eher vergebens. Es gibt einige wenige Schreine, meist betreut durch einen Druiden oder Schamanen und die Elfen betrachten wahrscheinlich jeden größeren Wald als Tempel der Göttin. In Kilabnestie sind diese Schreine zumindest deutlich häufiger und es heißt, es gäbe im Herzen des „Calen Tawar“-Waldes ein großes Heiligtum der Mutter der Natur. Dieses wurde aber wohl bis heute von kaum einem Menschen auch nur aus der Entfernung gesehen.
Das Glaubenssymbol Alivanas ist ein Baum, oftmals in einem Kreis dargestellt oder aber auf einer runden Scheibe. Die Darstellung reicht dabei von schlichten Darstellungen bis hin zu aufwendig verzierten und komplizierten Ornamenten.
Alivana
Wenn man einen Gläubigen nach Alivana Phantai fragt wird einem meistens eine junge Frau in einem weit fallenden Gewand beschrieben. Der Saum ihres Kleides sei braun, in Erdtönen, wie die Wurzel eines Baumes, das Kleid selbst in grüntönen gefärbt. Ihr Haar dazu in wildem Rot mit Blättern in herbstlichen Farben geschmückt.

Der Tod reinige dich und
führe dich zurück ins Licht.
Wahre das Gleichgewicht
erhalte den Kreislauf.

– Stoßgebet eines Gläubigen

Alivana Phantai wird vom Großteil der Elfen und auch von den allermeisten Menschen, die schon einmal von ihr gehört haben oder sogar an sie glauben als eine Göttin der Schöpfung betrachtet und verehrt. Im Schöpfungsmythos war sie es, die aus dem Licht Haripheas die Elfen erschuf und die auf dem Schlachtfeld der Blentaris gegenüber Envlash, dem Herren des Mordes, steht.
Alivana Phantai steht für alles das lebt, für jeden Keim und jede neue Blüte. Doch vergessen viele (und manche Munkeln viele Elfen sogar absichtlich), dass die reine ungezügelte Macht der Schöpfung eine zutiefst chaotische Kraft ist. Nachdem die Blentaris ihrer ersten Schöpfung die Macht wieder genommen hatten, nachdem sie erkannten, dass ihre „Erstgeborenen“ dem Chaos anheimgefallen waren, erlegte Alivana ihren „Zweitgeborenen“ auf, nach 150 Jahren des Lebens und des Wirkens in ihrem Namen wieder zu dem Licht zu werden, aus dem sie geboren waren. Denn, um die Schöpfung im Gleichgewicht zu halten ist es notwendig, dass alles was ist auch enden muss.
Die Gläubigen der Alivana-úgal (der dunklen Alivana, wenn man es wörtlich übersetzen möchte) haben sich, entgegen ihren Brüdern und Schwestern die im Glauben an Alivana Phantai leben, diesem anderen Aspekt der Göttin verschrieben und sehen ihren Dienst in der Erhaltung des Gleichgewichtes der Natur. Viele „reingläubige“ Alivana Anhänger neigen dazu die Gläubigen mit den Dienern Envlashs in einen Topf zu werfen, was auch dazu geführt hat, dass dieser Zweig der Verehrung der Alivana mehr und mehr aus der Wahrnehmung der Elfen von Kilabnestie verschwunden und zu einer Art Kult „verkommen“ ist.
Dennoch soll es nach wie vor einige Gläubige geben die noch immer den alten Philosophien folgen und sollte es je zu offenen Auseinandersetzungen mit den Dienern Envlashs kommen, ist es gut möglich, dass die Anhänger Alivana Phantais sich über jeden einzelnen der Gläubigen freuen. Denn sie wahren das Gleichgewicht der Schöpfung auf jedem erdenklichen Weg, mit Waffengewalt und Opferbereitschaft.